1499. Unruhige Zeiten im Fricktal
Eine Auswertung spätmittelalterlicher Brandschichten aus dem ländlichen Raum. 7. Band der Reihe Archäologie im Aargau
Zwischen 1987 und 2022 stiessen die Freiwilligen Bodenforscher der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde und die Kantonsarchäologie Aargau in neun Fricktaler Gemeinden auf spätmittelalterliche Brandschichten. Dabei kamen unerwartete Funde zum Vorschein. Sie zeigen einen Wohnstandard, den man im ländlichen Raum nicht erwartet hatte. Davon zeugt etwa die hohe Qualität der Ofenkeramik, die bis anhin vor allem aus dem städtischen Kontext bekannt war.
Die vorliegende Arbeit wertet die spätmittelalterlichen Brandschichten aus und setzt sie in einen Zusammenhang mit dem im Jahr 1499 tobenden Schwabenkrieg. Denn historische Quellen belegen, dass eidgenössische Truppen während des Schwabenkriegs von 1499 auch im habsburgischen Fricktal Dörfer plünderten und anzündeten. Stehen die Brandschichten und der Krieg in einem Zusammenhang?
Momentaufnahmen aus der Vergangenheit
In den letzten 30 Jahren wurden in neun Fricktaler Gemeinden (Eiken, Frick, Gipf-Oberfrick, Kaiseraugst, Kaisten, Möhlin, Oeschgen, Wölflinswil und Zeiningen) während Ausgrabungen Brandschichten dokumentiert. Als Momentaufnahmen aus der Vergangenheit sind solche Komplexe für die Archäologie eine wertvolle Quellenlage. Diese Funde aus insgesamt 15 Grabungen wurden 2022 bis 2023 in einem Auswertungsprojekt der Kantonsarchäologie und der FBVH ausgewertet.
Kunstvolle Kachelöfen auch im ländlichen Gebiet
Die Auswertung der Befunde und Funde ermöglichen Aussagen zur Gebäudearchitektur des Spätmittelalters im ländlichen Gebiet. Es handelte sich demnach um Ständerbauten mit organischer Dachdeckung. In mehreren Fällen waren die Gebäude unterkellert. Wie die Häuser ausgestattet waren, belegt das Fundmaterial. Dabei zeigte sich eine Reichhaltigkeit, wie sie in ländlichem Raum selten vorkommt. Insbesondere Kachelöfen sind allgegenwärtig und belegen damit einen gewissen Wohnstandard, den man bisher kaum so erwartet hatte. Die Ofenkacheln sind mit Motiven verziert, die dem damaligen Zeitgeschmack entsprachen. Die Themen reichen von höfischen Bildern mit Turnier- und Minneszenen über biblische Motive bis zu pflanzlichen und architektonischen Ornamenten. Identische Motive finden sich zur gleichen Zeit in Städten und auf Burgen. So war es der ländlichen Bevölkerung offenbar möglich, über die Ofenkunst an den Modeströmungen jener Zeit teilzunehmen. Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zur häufig gehörten Annahme einer wenig vermögenden und in Armut lebenden Landbevölkerung.
Eine Region zwischen den Fronten
Die Auswertung der Funde aus den Brandschichten ergab eine zeitliche Datierung in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Diese Datierung und die geografisch enge Verbreitung der Brandschichten lassen an ein übergeordnetes Ereignis im Fricktal denken: den Schwabenkrieg im Jahr 1499. Während vieler Jahrhunderte war das Fricktal eine Grenzregion. Dass die Bevölkerung während des Schwabenkrieges grosses Leid durch Plünderungen und Brandschatzungen erdulden musste, verdeutlichen die Untersuchungsergebnisse, obwohl dies bislang in der historischen Forschung wenig Beachtung fand.
Details
Author/s | Andrea Winkler, David Wälchli, Linus Hüsser, Thomas Doppler |
Editor: | Kantonsarchäologie Aargau |
Format: | 21.0 x 29.7 cm |
Published in | Basel, Frankfurt a. M. |
Jahr: | 2024 |
Language/s | Deutsch |
Weight | 800 |
Price (CHF) | 25.00 CHF |
Price (EUR) | 25.00 EUR |
ISBN: | 978-3-906897-95-0 |
DOI: | 10.19218/3906897950 |