Light and Splendour – Edelmetall als Medium ritueller und sozialer Interaktion in der Spätantike
Silber und Gold stehen zu allen Zeiten für Reichtum und Macht. In der Spätantike verschmilzt die kulturelle Semantik der Metalle mit der religiösen Metaphorik des Lichts. Lux hic nata est – mit dieser in Goldtesserae geschriebenen Botschaft in der erzbischöflichen Kapelle von Ravenna verbindet sich der Widerschein des Lichts mit der Materie des Mosaiks zum christlichen Programm. In anderen Fällen dient Edelmetall zur Manifestation von profanem Status und Rang, wobei wohl auch hier neben ökonomischen Aspekten die ästhetische Wirkung des Materials eine wesentliche Rolle gespielt hat. Um die Frage nach der Bedeutung von Gold und Silber in der Spätantike auf eine breitere Basis zu stellen, fand vom 20. bis 22. Januar 2022 an der Universität Basel eine internationale wissenschaftliche Tagung statt, an der Edelmetall in seinen vielfältigen Erscheinungsformen thematisiert wurde. Mit diesem Band liegen nun die Ergebnisse dieses interdisziplinären Austausches in siebzehn Beiträgen vor.
Aus der Einleitung der Herausgeber
Die Spätantike wird in der jüngeren Forschung gerne als eine Epoche des Lichts oder als «Lichtkultur» bezeichnet. Gemeint ist damit, dass das Licht in Religion und Philosophie wie auch in der davon bestimmten alltäglichen Lebenswelt der Menschen eine gegenüber früheren Epochen neue, allumfassende Bewertung erfahren hat. In erster Linie steht dabei die aus älteren paganen Vorstellungen erwachsene Lichtmetaphorik des Christentums im Fokus. Aber auch losgelöst davon kommt dem Licht in ästhetischer, atmosphärischer und repräsentativer Hinsicht in der Spätantike eine besondere Qualität zu.
In der Architektur erhellen grosse Fenster die repräsentativen Räume, Wandmosaiken nehmen das Tageslicht auf und leiten es in vielfacher Brechung ins Innere der Gebäude, in Kirchenbauten wie in profanen Anlagen. Wesentlich für die optische Wirkung des Lichts ist neben dem direkten Einfall auch sein indirekter Reflex, seine Spiegelung und Brechung beim Aufprall der Strahlen auf glatte Oberflächen oder bei ihrem Durchdringen von transparenten Materialien. Licht verleiht dem angestrahlten Gegenstand umso mehr Glanz, je stärker dieser den Lichtstrahl zurückwirft. Gold, Silber, Edelsteine und Glas, aber auch Marmor und Wasser spielen bei der Inszenierung von Licht eine bevorzugte Rolle. Ähnliches gilt für andere lichtreflektierende Materialien wie Bronze, Elfenbein oder Bernstein. Alle diese Materialien werden in der Antike virtuos zur Verschönerung und Ästhetisierung des profanen und sakralen Lebensraums eingesetzt, insbesondere im Umfeld und Auftrag der gesellschaftlichen Führungsschicht. In der materiellen Kultur stehen das luxuriöse Tafel- und Kultgeschirr aus Silber und Gold sowie die aus Gold- und Silbertesserae gefertigten Decken- und Wandmosaiken in Kirchen und Palästen im Vordergrund. Aber auch bei Schmuck und Kleidung spielt Edelmetall eine wichtige Rolle, ebenso wie in der Porträtkunst, der Münzprägung oder der Glasmanufaktur.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Buchmalerei, wo neben den mit Silber- und Goldauflagen geschmückten Bildern auch die Buchstaben mit leuchtender Silbertinte geschrieben wurden. Nicht zuletzt kommt der Strahlkraft von Gold und Silber in der Ästhetik der spätantiken Literatur grosse Bedeutung zu, sowohl im direkten Wort an sich als auch indirekt in der Komposition der Texte. Michael Roberts hat dafür den treffenden Begriff des «jeweled style» geprägt. Dabei sind Licht und Glanz ebenso wie Gold und Silber, Ausdruck von visueller und materieller Stilisierung und Überhöhung. Ihre Wirkung erzeugen sie stets im Verbund mit der Farbigkeit und der Materialität des Umfelds, in das sie eingebettet sind, oder in Kontrast zu diesem. […]
Das Buch richtet sich an eine Leserschaft, die sich beruflich und aus Interesse mit spätantiker Archäologie, Kunstgeschichte und Literatur befasst.
Details
Author/s | Martin A. Guggisberg, Annemarie Kaufmann-Heinimann (Hg.) mit Beiträgen von Martin Wallraff (Einleitung), Matteo Braconi, Martin A. Guggisberg / Annemarie Kaufmann-Heinimann, Stefanie Martin-Kilcher, Veronika Scheibelreiter-Gail, François Baratte, Marco Aimone, Barbara Schellewald, Susan Walker, Judith Hindermann, Raphael Schwitter, Richard Hobbs, Fraser Hunter, Anne de Pury-Gysel, Aleksander Bursche / Kyrylo Myzgin, Petra Linscheid, Christoph Eger |
Editor: | Martin Guggisberg, Annemarie Kaufmann-Heinimann |
Format: | 21,0 x 29,7 cm / 252 Seiten / Hardback |
Published in | Basel | Frankfurt a. M. |
Jahr: | 2025 |
Language/s | Die Beiträge sind entweder in Deutsch, Englisch, Französisch oder Italienisch verfasst, mit jeweils englischer und/oder deutscher Zusammenfassung. |
Weight | 1000 |
Price (CHF) | 35.00 CHF |
Price (EUR) | 35.00 EUR |
ISBN: | 978-3-906897-88-2 |
DOI: | 10.19218/3906897882 |