
Rezension bei art&car
Zur Dissertation „Im Übrigen ging man zu Fuss“ von Benjamin Spielmann – Universität Bern
Ich gestehe, dass ich ein Faible für ungewöhnliche Themen habe. Ich bewundere Autoren, die sich an Themenkreise heranwagen, die so speziell sind, dass man sich fragt: «Wie kann man nur auf so ein Thema kommen?» – ergänzt mit der Frage: «Welche Verlage lassen sich auf derartige Themen ein?» Und dann liegt das Werk auf dem Tisch und es eröffnet einem neue Welten, die sich bis dahin nie einem erschlossen hatten. So erging es mir, als ich von dem Buch »Im Übrigen ging man zu Fuss« erfuhr – erschienen bei LIBRUM Publishers & Editors, Basel, Frankfurt a.M.
Endgültig neugierig machte dann der Untertitel Alltagsmobilität in der Schweiz von 1848 bis 1939. Nicht weniger als 240 Seiten, zu einem, bis dato nie angedachten Thema, dass sich dann bei der Lektüre als immer spannender herauskristallisierte – was für eine faszinierende Doktorarbeit für die Philosophisch-Historische Fakultät der Universität Bern.
Eine beeindruckende Fleißarbeit, in der die Entwicklungen der Alltagsmobilität in der Schweiz von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg herausgearbeitet wird. So erfährt man, dass das ausgebaute Straßen- und Schienennetz sowie moderne Verkehrsmittel bei alltäglichen Mobilitätsbedürfnissen und -praktiken, eine eher untergeordnete Rolle spielten. Mangelnde Alternativen, geringe finanzielle Handlungsspielräume, kleine räumliche Aktionsradien, starre Mobilitätsmuster, ein dürftiger Straßenzustand, eine hohe Pannenanfälligkeit der Automobile und die beengten Raumverhältnisse in Eisenbahnen und Trams trugen dazu bei, dass das Zufußgehen in großen Teilen der Bevölkerung bis 1939 die vorherrschende Mobilitätspraxis blieb. Ein faszinierendes Abbild einer noch nicht so lange zurückliegenden Zeit – und die perfekte Vorlage für eine großartige Ausstellung im Verkehrshaus in Luzern.
Jürgen Lewandowski, art&car, 103/2020

Autor(en): Benjamin Spielmann
Format: A4, Softcover
Verlagsort: Basel | Frankfurt a.M.
Jahr: 2020
Sprache/n: Deutsch
Preis (CHF): 65.00 CHF
Preis (EUR): 65.00 EUR
Buch als Printversion bestellen – ISBN:
978-3-906897-36-3
DOI:
10.19218/3906897363
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