Ziegel für Vindonissa

Die römischen Legionsziegeleien von Hunzenschwil-Rupperswil – GPV XXVII

Die vorliegende Untersuchung gibt einen vertieften Einblick in die Funktionsweise und

Organisation der 14 km flussaufwärts von Vindonissa gelegenen tonverarbeitenden Betriebe. Behandelt werden: Die Errichtung des Ziegeleistandorts mit dem Ausbau des Legionslagers durch die 21. Legion um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. Die «Industrielle» Produktion von Baukeramik auf einem grossflächigen Areal mit eigener Wasserversorgung, mehreren Hallenbauten, Schlämmbecken und Brennöfen. Die Übernahme und Reor-ganisation des Geländes durch die 11. Legion im letzten Viertel des 1. Jh. n. Chr. Die kombinierte Herstellung von Bau- und Gefässkeramik mit einem breiten Spektrum an Spezialformen für Hypokaust- und Thermenanlagen sowie die Auflassung des Ziegeleiareals mit dem Abzug der 11. Legion im Jahr 101 n. Ch.

Das Umland des Legionslagers von Vindonissa gehört zu den vielseitigsten Forschungsfeldern, die von der Kantonsarchäologie Aargau und der Vindonissa-Professur seit über zehn Jahren gemeinsam «bewirtschaftet» werden. So besehen illustriert der vorliegende Band XXVII der Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa die äusserst fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen.

Simon Jeanloz legt ein Werk vor, das weit über eine normale interdisziplinäre Grabungsauswertung hinausgeht. Er hat sich nicht auf die Auswertung und Datierung der Befunde und die Vorlage aller wichtigen archäo(bio)logischen Fundensembles beschränkt, sondern sich auch intensiv mit verschiedenen übergeordneten Aspekten auseinandergesetzt. Ganz besonders hervorzuheben sind seine Ausführungen zur technischen und baulichen Infrastruktur der Legionsziegeleien und zur Produktepalette. Diese umfasste nämlich nicht nur das bekannte «Standardrepertoire», also etwa Leistenziegel (tegulae), Hohlziegel (imbrices) und Firstziegel (antefixa), sondern auch Kochtöpfe, Teller, Platten, Krüge und Schüsseln. Mithilfe überregionaler Vergleiche konnte Simon Jeanloz aufzeigen, dass der Betrieb einer Legionsziegelei mit erheblichem organisatorischem und verwaltungstechnischem Aufwand verbunden war. Er konnte nachweisen, dass das Controlling der Ziegelproduktion, also die Protokollierung und Kontrolle der Sollzahlen, mithilfe von Wischzeichen, Ritzmarken und Stempeln erfolgte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass sich die von der 21. und der 11. Legion produzierten Ziegel nicht nur anhand der Legionsstempel, sondern auch anhand der Wischzeichen und Ritzmarken unterscheiden lassen. Wesentlich breiter abgestützt ist dank seiner Arbeit heute auch die Feststellung, dass die von der 21. und der 11. Legion hergestellten Ziegel nicht nur im Legionslager, sondern auch in den Gutshöfen in der näheren und weiteren Umgebung verbaut wurden. Letzteres ist insofern bemerkenswert, als dieses Phänomen in den nordwestlichen Provinzen bislang nur im Umland von Vindonissa bezeugt ist. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den manu militari betriebenen Ziegeleien und den Besitzern der villae rusticae in der Umgebung müssen im Fall des Legionslagers von Vindonissa offensichtlich besonders eng gewesen sein.

Publiziert auf dem «Goldenen» Open Access Weg

Die Publikation ZIEGEL FÜR VINDONISSA ist als Printausgabe erschienen und kann gleichzeitig Open Access kostenlos genutzt werden. Damit unterstützen Herausgeber und Verlag den internationalen wissenschaftlichen Diskurs und die Forderung universitärer Einrichtungen nach freiem Zugang zu wissenschaftlicher Literatur. Die Publikation ist mit einer Creative Commons Attribution 4.0 International License geschützt. Zur Open-access-Version

Ein Buch für die Archäologie in Forschung und Lehre.

Details

Autor/en Simon Jeanloz
Editor: Gesellschaft pro Vindonissa
Format: A4, 160 Seiten, Hardback
Verlagsort Basel | Frankfurt a. M.
Jahr: 2022
Sprache/n Deutsch, mit englischer, französischer und italienischer Zusammenfassung
Gewicht 750
Preis (CHF) 35.00 CHF
Preis (EUR) 35.00 EUR
ISBN: 978-3-906897-73-8
DOI: 10.19218/3906897738