01.07.16
Chronologie und Regionalität neolithischer Kollektivgräber in Europa und in der Schweiz
01.07.16

Umfassendste Übersicht neolithischer Kollektivgräber

In der neuen Buchreihe Archäologische Prospektion – Archaeological Survey erscheint bei LIBRUM der Band Chronologie und Regionalität neolithischer Kollektivgräber in Europa und in der Schweiz.
Der Autor ist Urs Schwegler. Seinen verschiedenen Publikationen über Schalensteine und Felsbilder der Alpen folgt nun die bisher nirgends verfügbare umfassende chro-nologisch-regionale Übersicht über alle radiokarbondatierten neolithischen Kollektiv- und Megalithgräber mit einer vollständigen Liste aller seit 1960 publizierten BP-Roh-daten der bei diesen Gräbern im zentralen europäischen Festland vorgenommenen Ra-diokarbon-Messungen.
Typisch für die Bestattungen im Gebiet des schweizerischen Mittellandes und des Ju-rabogens sind im 5. Jahrtausend v. Chr. in eine Grube eingetiefte Grabkisten (Typ Chamblandes) mit vier Seiten- und einer Deckplatte. Sie enthielten meist nur ein Indi-viduum. Wie absolutchronologische Datierungen zeigen, erscheint in dieser Zeit im Westen der iberischen Halbinsel und im Nordwesten Frankreichs eine neue Form der Grabanlagen, bei der mehrere Individuen in grossen Grabkammern bestattet wurden. Diese Grabräume waren entweder im Boden eingegraben oder unter Erd- und Stein-hügeln verborgen, konnten aber wiederholt benutzt werden. Die eindrücklichsten die-ser Anlagen sind die megalithischen Kollektivgräber (Dolmen), die eine absolute Neuerung im Vergleich zur Bestattungspraxis des Erdgrabes darstellen. Ihre Grab-kammern sind von grossen Steinen eingefasst und überdeckt.
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist es dank modernen Grabungs- und Messtechni-ken möglich, genauere absolutchronologische Daten zu ermitteln, mit welchen Nut-zungs- und Konstruktionszeit dieser Anlagen gut beschrieben werden. Die geogra-phisch-chronologische Verteilung von absoluten Radiokarbondaten aus solchen Anla-gen zeigt, dass sich die Idee der kollektiven Bestattung bis zum 3. Jahrtausend v. Chr. im Norden des europäischen Festlandes nach Mitteldeutschland ausbreitete, im Süden entlang der Pyrenäen nach Südfrankreich. In der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. erreichte diese Bestattungssitte auch die Schweiz. In diesem Band wird die Ar-chitektur dieser Anlagen kurz beschrieben und mit den in der Schweiz und im Jurabo-gen vorhandenen megalithischen Kollektivgräbern verglichen.
Der Autor Urs Schwegler ist Mathematiker und Naturwissenschaftler. Er untersucht seit den 1980er Jahren Felsgravuren und erarbeitete sich auf Forschungsreisen in Frankreich, Spanien und Deutschland fundierte Kenntnisse über neolithische Mega-lithgräber.

[ssba]

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