FRÜHER TOD IM SPÄTANTIKEN VINDONISSA (GPV XXVIII)

Interdisziplinäre Auswertung des spätantiken Gräberfelds Windisch-Tschanz

Die vorliegende Untersuchung der archäologischen und anthropologischen Befunde und Funde aus mehreren Grabungen in Windisch (V.08.1, V.87.5, V.88.1, V.92.3 und V.93.1) fokussiert auf die spätantiken Bestattungen am Hangfuss des Windischer Sporns.

  • Im Bereich eines Gebäudekomplexes aus dem 1. Jh. n. Chr. wurden in der Spätantike in 26 Gräbern 38 Menschen bestattet. Bei sechs Gräbern handelt es sich um Doppel- oder Mehrfachbestattungen, in denen 18 Individuen beigesetzt wurden.
  • Die anthropologische Auswertung zeigte, dass die Mehrheit der Toten männlich und unter 30 Jahre alt war. Die Bestatteten hatten keine guten Lebensbedingungen und litten zu Lebzeiten an physiologischem Stress.
  • Verschiedene Indizien sprechen dafür, dass die Toten Opfer einer Seuche wurden.

Die Erforschung der römischen Nekropolen von Augusta Raurica (Augst / BL und Kaiseraugst / AG) und Vindonissa (Brugg / AG und Windisch / AG) gehört seit 2009 zu den gemeinsamen Forschungsschwerpunkten der Kantonsarchäologie Aargau und der vom Kanton Aargau mitfinanzierten Vindonissa-Professur. Zwischenzeitlich wurden im Rahmen dieses Forschungsfelds unter anderem fünf Lizentiats- bzw. Masterarbeiten und drei Dissertationen verfasst und grossmehrheitlich bereits publiziert, so auch im vorliegenden Band XXVIII der Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa.

Michael Baumann legt ein Werk vor, das weit über eine normale interdisziplinäre Grabungsauswertung hinausgeht. Er hat sich nicht nur auf die Auswertung und Datierung der Befunde und die Vorlage aller wichtigen archäo(bio)logischen Fundensembles beschränkt, sondern sich auch intensiv mit verschiedenen übergeordneten Aspekten auseinandergesetzt. Ganz besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang seine Ausführungen zu den Lebensbedingungen und zur Identität der hier Bestatteten sowie die Auslegeordnung zu ihren möglichen Wohnorten und zu den potenziellen Todesursachen. Aus Letzteren resultierten auch verschiedene weitere Fragestellungen, die sich jedoch nur mit Hilfe von zusätzlichen naturwissenschaftlichen Analysen beantworten lassen – eine Arbeit, die angesichts der zur Verfügung stehenden zeitlichen und finanziellen
Ressourcen nicht geleistet werden konnte. Mit der vorliegenden Arbeit hat Michael Baumann jedoch eine solide archäo(bio)logische Grundlage für künftige Forschungen geschaffen. Erfolgversprechend wären etwa Untersuchungen zur Ernährung mittels Kohlenstoff- und Stickstoffisotopenmessungen oder zur Herkunft der Bestatteten mittels Strontiumisotopenmessungen sowie Verwandtschaftsanalysen mittels alter DNA (aDNA) oder auf Grundlage von epigenetischen Merkmalen an Knochen und Zähnen.

Details

Author/s Michael Baumann
Editor: Gesellschaft pro Vindonissa
Format: A4
Published in Basel | Frankfurt a. M.
Jahr: 2024
Language/s Deutsch
Weight 1000
Price (CHF) 35.00 CHF
Price (EUR) 35.00 EUR
ISBN: 978-3-906897-87-5
DOI: 10.19218/3906897875